„Offen über den eigenen Tellerrand schauen“

Austausch in Galway (von links): Kristina Schneider, Katrin Lux und Jane Ennis – Foto: Kristina Schneider

Wer sich mit Kolleg*innen in Europa über Aufgaben und Erfahrungen im Job austauschen, an gemeinsamen Projekten arbeiten und sich vernetzen möchte, der wird an der Universität Göttingen dabei unterstützt. Das Erasmus+-Team der Abteilung Göttingen International koordiniert Kurzzeitaufenthalte an einer der europäischen Partneruniversitäten. Beschäftigte aus Technik und Verwaltung können sich vom 1. bis 28. Februar 2025 um eine Teilnahme bewerben; eine weitere Bewerbungsrunde folgt im April 2025. Das Spektrum reicht von der organisierten „International Week“ über Sprachkurse bis zu Gastbesuchen mit individuell vereinbarten Treffen.

Letztere Option haben Katrin Lux und Dr. Kristina Schneider gewählt. Sie arbeiten in der Abteilung Studium und Lehre zu den Themen Inklusion und Barrierefreiheit. Ihre Reise führte sie im Juli 2024 für zehn Tage an die irische University of Galway, Mitglied im Enlight-Hochschulnetzwerk. „Galway ist auch eine kleinere Stadt mit großer Uni“, sagt Lux. „Wir sind überall mit großer Gastfreundschaft und sehr kollegial aufgenommen worden.“ Bereits bei vorherigen Fachtreffen wurde schlaglichtartig deutlich, wie sehr Barrierefreiheit im dortigen Unialltag verankert ist.

Zunächst besuchten die Beiden einen Enlight-Workshop, in dem sie mit Kolleg*innen an einem gemeinsamen Lehrmodul für die Vermittlung von Datenkompetenzen arbeiteten. Ziel ist die Entwicklung von barrierefreien Lehrmaterialien, mit denen Studierende verschiedener Disziplinen an allen Universitäten des Enlight-Netzwerks lernen können, Datenkompetenzen zu erwerben und sie kritisch zu nutzen.

In den folgenden Tagen trafen sie sich mit Beschäftigten der Universität of Galway aus unterschiedlichen Arbeitsgebieten. Dabei erhielten sie tiefe Einblicke, wie breit und systematisch Inklusion und Barrierefreiheit im Unialltag verankert sind. „Alle sind in ihrem Arbeitsbereich dafür zuständig und sehen es selbstverständlich als Teil ihrer Arbeit an“, sagt Lux.

Beeindruckt sind die Beiden zum Beispiel davon, dass die University of Galway die erste Universität in Irland war, die „ALLY for LMS“ eingeführt hat. Dies ist ein barrierefreies Tool, das mit mehreren Online-Lernplattformen kompatibel ist und automatisiert Feedback zu den technisch prüfbaren Aspekten der Barrierefreiheit von hochgeladenen Lehrmaterialien gibt. „Hier fehlt noch eine Bildbeschreibung, hier reicht der Kontrast nicht aus – solch individualisiertes Feedback hilft den Lehrenden alltäglich und sensibilisiert sie“, erklärt Schneider. Flankiert wird dies mit einem Weiterbildungsangebot und einem Anreizsystem an den Fakultäten.

Auch ein Treffen mit Jane Ennis bringt Lux und Schneider für ihre Arbeit an der Universität Göttingen voran. Hier wie dort müssen Wege gefunden und universitäre Prozesse und Strukturen angepasst werden, um die rechtlichen Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen. Ennis gab den Göttingerinnen aus diesem Prozess an ihrer Universität wertvolle Einblicke zur Herangehensweise, institutionellen Einbindung und zu strukturellen Herausforderungen in der Umsetzung.

Einen Blickwechsel bedeutete das Treffen mit der Sprecherin der „Neurodivergent Student Society“. Wie nehmen beeinträchtigte Studierende die Services der dortigen Universität wahr und wie nutzen sie diese? Von studentischer Seite wird bestätigt, dass Vorschläge der „Expert*innen in eigener Sache“ immer wieder in die Weiterentwicklung der Uni in Galway einfließen und die Diskussionen darum auf Augenhöhe geführt würden.

Nach all den Gesprächen sind die Beiden dann auch in das Leben in und um Galway eingetaucht. Sie erkundeten die Stadt mit ihrem Hafen, den Pubs und dem Galway International Arts Festival und unternahmen Ausflüge in den Connemara-Nationalpark und zu den vorgelagerten Aran Inseln.

Im Rückblick spricht Schneider von vielen Impulsen, die sie von der Reise mitbringt: „Es hilft, offen über den eigenen Tellerrand zu schauen. So finden wir Chancen, die wir nutzen können.“ Beschäftigte aus Verwaltung und Technik, die ebenfalls an neuen Impulsen und Perspektivwechseln interessiert sind, können sich um eine Teilnahme an einer Personalmobilität bewerben. Infos zur Bewerbung, Aufenthaltsdauer und Förderung sowie Checklisten und Dokumente sind hier zu finden.

Das Inklusions-Motto der University of Galway ist überall präsent – Foto: Kristina Schneider
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