Exoplaneten-Sonde PLATO fliegt am MPS

Etwa zwei Jahre wird es noch dauern, bis die Raumsonde PLATO der europäischen Weltraumagentur ESA ins All startet. Ihr Auftrag: den Himmel abzusuchen nach erdähnlichen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, die um sonnenähnliche Sterne kreisen. Im Idealfall findet PLATO eine Art Zwilling der Erde, auf dem ähnlich lebensfreundliche Bedingungen herrschen könnten wie bei uns. Am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) am Nordcampus fliegt PLATO schon jetzt. Seit Kurzem ziert ein Modell der Raumsonde in luftiger Höhe das Foyer des Instituts. Halb so groß wie das Original ist der Nachbau mit allen wichtigen Systemen ausgerüstet, die PLATO für seine Mission braucht: Solarpaneele, Antennen und vor allem 26 Kameras.

Die Kameras sind das Herzstück von PLATO – und das erste, das Besucher*innen beim Eintritt ins Foyer am Modell auffällt. Als „Augen“ der Sonde helfen sie, Gesteinsplaneten aufzuspüren, die frühere Exoplaneten-Missionen nur schwer ausmachen konnten. Von den mehr als 5500 fernen Welten, die Forscher*innen bisher entdeckt haben, sind die meisten riesige Gasbälle. Viel spricht dafür, dass solche im Universum nicht wirklich die Mehrheit bilden. Mit den gängigen Methoden lassen sie sich lediglich leichter finden als ihre kleineren Brüder und Schwestern aus Gestein. Wenn ein Planet von der Erde aus betrachtet vor seinem Stern vorbeizieht, verdunkelt er ihn leicht – und verrät sich auf diese Weise. Wissenschaftler*innen suchen gezielt nach solch regelmäßig auftretenden Helligkeitsschwankungen. Große Planeten erzeugen eine ausgeprägtere Verdunklung als kleine und lassen sich deshalb leichter finden. PLATOs gleichzeitiger Blick mit mehreren Kameras bietet die notwendige Präzision, auch schwache Signale ferner Welten aufzuspüren. 

Am MPS bereiten sich Wissenschaftler*innen und Softwareentwickler*innen bereits seit Jahren auf die Mission vor. Anders als bei manch anderer Weltraummission mit MPS-Beteiligung schickt das Institut in diesem Fall keine wissenschaftlichen Instrumente mit auf die Reise ins All. Stattdessen entsteht am MPS das Datenzentrum der Mission. Die Messdaten von einer Million Sterne werden dort in Zukunft archiviert, verarbeitet und allen PLATO-Partnereinrichtungen zur Verfügung gestellt. Zudem entwickeln die Forscher*innen Software für die Kalibration der riesigen Mengen an Rohdaten. Für die Mitglieder des Göttinger PLATO-Teams werden die kommenden Jahre bis zum Start der Mission alles andere als langweilig.

Um auch für alle anderen Göttinger*innen die Wartezeit zu überbrücken, hat das MPS seine diesjährige öffentliche Vortragsreihe den Exoplaneten gewidmet. Unter dem Titel „Was ist da draußen?“ berichten in der Zeit von Februar bis Mai 2024 sieben Forscher*innen von aktuellen Forschungsprojekten, spannenden Fragestellungen und neuen Ergebnissen. Dabei geht es unter anderem darum, wie Wissenschaftler*innen die Atmosphären von Exoplaneten nach Hinweisen auf Leben untersuchen, ihre Eigenschaften am Computer modellieren, gezielt nach einem Zwilling der Erde fahnden und versuchen zu ergründen, wie die riesige Vielfalt bekannter Planetensysteme entstanden ist.

Der Vortrag am Donnerstag, 4. April, hat die PLATO-Mission zum Thema. Dr. Matthias Ammler-von Eiff und Martin Schäfer vom MPS stellen nicht nur die Mission vor, sondern berichten auch vom Göttinger Beitrag und den aktuellen Vorbereitungen.

Der erste Vortrag in der Reihe findet heute, am 15. Februar, um 19 Uhr statt. Privatdozent Dr. René Heller vom MPS vom gibt eine Übersicht über den Stand der Exoplaneten-Forschung. In seinem Vortrag „Exoplaneten – Unser Sonnensystem als eins unter vielen“ fasst er den aktuellen Wissenstand zusammen, spricht von Supererden, Heißen Jupitern und anderen Exoten und erklärt die gängigen Methoden, mit denen sich Exoplaneten aufspüren lassen. Zudem geht er der Frage nach, ob es Exoplaneten gibt, die – ähnlich wie Erde, Mars, Jupiter und Saturn – von Monden begleitet werden. Der Eintritt zum Vortrag ist kostenlos; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Nähere Informationen zur Vortragsreihe gibt es unter www.mps.mpg.de/was-ist-da-draussen.   Alle Vorträge finden im Auditorium des MPS statt – und mit Blick auf die fliegende PLATO-Sonde.

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