Probleme lösen beim gemeinsamen Kaffeetrinken

Tee-Ernte in traditionellem Arbeitsgewand in Izu, Shizuoka (Japan) – Foto: privat

Für die Forschung einmal um den halben Erdball: Dr. André Greiner-Petter arbeitet als Postdoc am Lehrstuhl für Scientific Information Analytics, Institut für Informatik und Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, und am National Institute of Informatics (NII) in Tokio, Japan. Seine Forschung ist Teil der internationalen Kooperation beider Institute. Mittlerweile fühlt sich der Informatiker im Land der aufgehenden Sonne beinahe zu Hause: Insgesamt drei Stipendien konnte er im Rahmen der Kooperation für seine verschiedenen Aufenthalte in der Megametropole einwerben.

Greiner-Petter forscht an der Schnittstelle von Mathematik und Informatik. „Ich will dem Computer beibringen, Mathe besser zu verstehen“, sagt er und erklärt es anschaulich an der Verwendung des Zeichens Pi. Die meisten kennen das Zeichen aus dem Matheunterricht, weil man mit Pi Durchmesser und Umfang eines Kreises berechnen kann. In der numerischen Mathematik hat Pi noch die Primzahlfunktion: Pi gibt die Anzahl der Primzahlen unter einer Zahl an. „Ein Computer versteht diesen Unterschied zwischen Zeichen und Funktion nicht, er ist jedoch wichtig für Suchmaschinen oder auch für die Plagiatserkennung“, so Greiner-Petter. An dieser Aufgabe arbeitet er in seiner Forschung.

Das Interesse an Japan ist nach der Masterarbeit entstanden: „Eigentlich wollte ich nach dem Master länger Urlaub machen“, erzählt Greiner-Petter. Sein damaliger Betreuer hatte ihm vorgeschlagen, sich für den Austausch zu bewerben und in Tokio das Thema seiner Masterarbeit zur Doktorarbeit auszuweiten. Daraus sind vier Jahre Japan geworden. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich jetzt noch mal als Postdoc für ein Stipendium beworben habe.“

André Greiner-Petter in Tokio – Foto: privat

Am meisten beeindruckt ihn, wie höflich die Menschen in Japan sind. „Die U-Bahnen sind rappelvoll, trotzdem ist es leise, weil alle so viel Rücksicht nehmen“, erzählt er und lacht: „Ich komme aus Berlin, ich weiß, wovon ich rede.“ Ein weiteres, am Wochenende oft genutztes Highlight sind für ihn die Thermen. Als Vulkaninsel hat Japan eine Vielzahl von warmen Quellen und das wöchentliche Bad ist sehr beliebt.

Auch das Forschungsinstitut bietet ihm viele Möglichkeiten. Mit seiner Arbeit in der Mathematischen Informationsgewinnung (MathIR) besetzt er eine Nische, der sich auf der ganzen Welt nur drei Institute widmen. Das NII ist eines davon. Dementsprechend hoch ist der Anteil internationaler Forschender, die mit seinem Thema etwas anfangen können. „Wenn ich beim Kaffeetrinken im NII über ein Problem rede, verstehen die Anderen, was gemeint ist“, sagt er. Oft erhält er dann eine Idee für die Lösung, einen anderen Blickwinkel oder einfach die Möglichkeit, im Austausch seine Frage zu reflektieren.

Seinen Erfolg bei der Einwerbung von Stipendien erklärt er sich aus genau dieser Passung: „Ich hatte eine neue Idee, sie passte zu dem, was ich bisher gemacht habe, und das NII bot mir die Möglichkeiten, die ich zur Forschung brauchte – das waren alles Kriterien, die für eine Förderung sprachen.“ Vorab hatte er sich um eine Einladung des NII gekümmert und an Japanisch-Kursen teilgenommen, was für den DAAD gezeigt hat, dass er sich für das Land interessiert.

Der Austausch mit dem NII wird am Lehrstuhl sehr gefördert, sowohl für Masterstudierende, Doktorand*innen als auch für Postdocs. Die Webseite des GippLabs listet eine Übersicht an Stipendien und präsentiert Erfahrungsberichte von denjenigen, die schon im Ausland waren.

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