„Die Vielfalt der Landschaften ist atemberaubend“, sagt Ronja Härdtner. „Einmal stand ich auf einem Hügel und konnte gleichzeitig hohe Berge mit Gletschern, grüne Hügel, Wälder, Weiden, steile Klippen, einen Strand und das Meer sehen. Ich kam mir vor wie im Paradies.“ Ein halbes Jahr lang verbrachte die Göttinger Studentin in Neuseeland. Im Rahmen ihres binationalen Studiengangs Master of International Nature Conservation (MINC) absolvierte sie ein Auslandssemester an der Universität Lincoln und ist begeistert von ihren Eindrücken.
„Neuseeland ist spannend, weil es hier noch viel zu erforschen gibt“, beschreibt Härdtner die Motivation für ihre Studienwahl. Auf beiden Hauptinseln sind immer noch unbeschriebene Arten zu finden. Kurioserweise konnte sie während einer Exkursion sogar eine bisher unbeschriebene Stummelfüßer-Art (Onychophora) entdecken. „Ein Erlebnis, dass mein Biologinnenherz ganz hochschlagen ließ“, sagt sie.
Während ihres Aufenthalts hat sie die Unterschiede im Naturschutz kennengelernt: „Die größte Herausforderung im neuseeländischen Naturschutz ist der Schutz vor invasiven Arten, die durch die menschliche Besiedlung auf die Inseln gebracht wurden“, erklärt Härdtner. So bauen die Neuseeländer spezielle Zäune um kleinere Schutzgebiete, um die eingeschleppten Räuber abzuhalten, und arbeiten sogar mit Gift und Fallen, um die großen Räuberpopulationen einzudämmen. In Deutschland dagegen liegt der Schwerpunkt im Naturschutz auf dem Erhalt und der Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen wie Wäldern, Flüssen oder Mooren. Pflanzen und Tiere sind eher durch menschliche Einflüsse wie zum Beispiel Bauprojekte gefährdet.
Der Klimawandel ist in beiden Ländern ein großes Thema. In dem Inselland ist der Küstenschutz gegen den steigenden Meeresspiegel gefragt. Auch extreme Wetterereignisse nehmen zu. In Deutschland sind die Auswirkungen des Klimawandels eher auf die Wälder, die Landwirtschaft und die Artenvielfalt spürbar. Härdtner zeigte sich beeindruckt, wie vorausschauend die Politiker*innen in ihrem Gastland arbeiten: „Zum Beispiel wird in Neuseeland rund 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien, hauptsächlich aus Wasserkraft und Geothermie gewonnen. In Deutschland waren es 2021 noch nicht einmal die Hälfte.“
Härdtner engagiert sich auch privat für den Naturschutz. So hat sie im vergangenen Jahr mit Kolleg*innen verschiedener afrikanischer Länder die Hochschulgruppe „Students4Students“ gegründet, die indigene Naturschützer*innen bei der Suche nach Stipendien für eine wissenschaftliche Ausbildung unterstützt. „In Neuseeland hat mich die tragende Rolle von indigenen Gemeinden und deren Einfluss, Kenntnisse und Leistungen im Naturschutz tief beeindruckt.“ Diese Strukturen möchte sie mit ihrer Initiative auch in anderen Ländern aufbauen.
Aber nicht nur die Strategien im Naturschutz konnte die Studentin kennenlernen, auch das Campusleben unterschied sich von den Göttinger Gepflogenheiten. Das Studium in Lincoln hat sie zwar verschulter erlebt, so dass sie während ihres Aufenthaltes viele Hausarbeiten schreiben musste. Dafür drängten sich die Prüfungen nicht so sehr am Ende des Semesters. Besonders beeindruckt war sie von der Offenheit der Professor*innen: „Einer der Professoren ermunterte uns internationale Studierende, lieber persönlich in sein Büro zu kommen, als förmliche E-Mails zu schreiben.“
Einen Auslandsaufenthalt bereichert nicht nur das Studium, da ist sich Härdtner sicher. „Am besten hat mir gefallen wie offen, freundlich, kommunikativ und hilfsbereit die Menschen in Neuseeland sind. Viele Dinge sind unkomplizierter als in Deutschland.“ Einen Tipp für den Studienaufenthalt Down Under hat sie auch: „Neuseelands atemberaubende Natur lässt sich am besten mit einem Auto erkunden, daher empfehle ich, an Wochenenden oder in den Semesterferien gemeinsam mit anderen Studierenden ein Auto zu leihen oder sogar eines zu kaufen.“
Wer jetzt Interesse an einem Auslandsaufenthalt im Studium hat, ist herzlich eingeladen zu den regelmäßigen Info-Veranstaltungen von Göttingen International: www.uni-goettingen.de/de/137352.html