Mit einem zweitägigen wissenschaftlichen Symposium feiert das Institut für Theoretische Physik der Universität Göttingen an diesem Wochenende sein hundertjähriges Bestehen. Im Alfred-Hessel-Saal im Historischen Gebäude der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen am Papendiek stehen am 10. und 11. Juni 2022 Fachvorträge von internationalen Expert*innen auf dem Programm. Das Institut für Theoretische Physik befindet sich seit 2003 im Neubau der Fakultät für Physik auf dem Nordcampus am Friedrich-Hund-Platz.
Die Geschichte der Physik in Göttingen beginnt bereits kurz nach der Gründung der Universität in der Mitte des 18. Jahrhunderts: Zu den ersten bekannten Namen gehören unter anderem der Astronom Tobias Mayer und der Universalgelehrte Georg Christoph Lichtenberg. Schon zur Zeit von Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber, ungefähr ab 1849, entsprechen die beiden ordentlichen Lehrstühle der Physik in Göttingen in etwa der Aufteilung des Fachs in experimentelle und theoretische (mathematische) Physik. Unter der Leitung von Max Born wird die damalige Abteilung für mathematische Physik 1922 in Institut für Theoretischen Physik umbenannt.
Unter Max Born, der 1924 den Begriff der Quantenmechanik erfindet, und seinen Mitarbeitern Werner Heisenberg und Pascual Jordan erreicht die Theoretische Physik in Göttingen in den 1920er-Jahren einen Höhepunkt. Sowohl Born als auch Heisenberg erhalten später den Nobelpreis, alle drei die Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Zu den weiteren Mitarbeitern und Gästen während der „goldenen Jahre“ des Instituts gehören unter anderem auch Robert Oppenheimer, Enrico Fermi, Wolfgang Pauli, Friedrich Hund und Maria Göppert-Mayer.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten setzt dieser Blütezeit ein jähes Ende. Born und Heisenberg gehören 1957 gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern zu den „Göttinger Achtzehn“, die sich öffentlich gegen die damals geplante Aufrüstung der Bundeswehr und für eine ausschließlich friedliche Nutzung von Atomenergie aussprechen.
Institut für Theoretische Physik: www.uni-goettingen.de/de/200460.html
Ausführliche Geschichte des Instituts: www.uni-goettingen.de/de/geschichte+des+instituts/550263.html
Jubiläumssymposium: www.uni-goettingen.de/de/document/download/766e2a1edbec172b8f984104a0af9ebf.pdf/ITP_Jubil%C3%A4um_2022_logoneu.pdf