Die Künstliche Intelligenz rückt uns auf die Pelle

Screenshot aus dem Trailer: „Hi, AI - Liebesgeschichten aus der Zukunft.“ von Isa Willinger. https://www.youtube.com/watch?v=ha66rHCu4cs

Siris Stimme weist uns den Weg, der kugelige Roboter mit den großen Augen reicht den Tee, das Computerspiel warnt uns vor der nächsten Angststörung: Wenn Menschen mit künstlichen Systemen zusammenleben und arbeiten sollen, dann müssen diese unsere Emotionen erkennen und darauf reagieren können. Sinnvoll ist das nach Ansicht der Philosophin Catrin Misselhorn unter anderem im sozialen Bereich. „Pflegeroboter wie Pepper können soziale Interaktion stimulieren und alten Menschen Spaß bringen“, so die Professorin der Uni Göttingen. Falsch sei jedoch die Vorstellung, dass Pepper die Funktion eines Freundes oder Angehörigen übernehmen könnte. Echte Freundschaft mit einem künstlichen System kann es aus Sicht der Philosophin nicht geben.

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Ihr kritischer Blick richtet sich dabei nicht nur auf die Maschinen, die Emotionen simulieren. Die Philosophin hinterfragt auch die Versuche, künstlichen Systemen das Erkennen von Emotionen beizubringen. „Maschinen lernen, Gefühle wie Freude, Furcht, Ekel zu erkennen“, betont Misselhorn. Aber sie sind nicht in der Lage, den Zusammenhang zu erfassen, in dem der entsprechende Gesichtsausdruck steht.

Moralisch bedenklich wird es darüber hinaus, wenn Künstliche Intelligenz gebraucht wird, um Gefühle zu erkennen. „Firmen nutzen die Erkenntnisse für ihre Ziele, um Produkte zu verkaufen, unser Verhalten zu beobachten, unsere Einstellungen zu registrieren und zu manipulieren,“ hebt die Philosophin hervor. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich nicht nur die Werbe- oder Unterhaltungsbranche für die KI-Forschung interessiert, sondern auch Militär, Polizei und Geheimdienst. Umso wichtiger scheint es zu sein, diesen Prozess kritisch zu reflektieren und öffentlich zu diskutieren. Die emotionale Künstliche Intelligenz verändert uns und unser Verhalten zu anderen oder – um es mit Catrin Misselhorns Worten auszudrücken – sie rückt uns auf die Pelle.

Publikation:
Catrin Misselhorn: Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern und Co
https://www.reclam.de/detail/978-3-15-014047-5/Misselhorn__Catrin/Kuenstliche_Intelligenz_und_Empathie__Universal_Bibliothek_

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