Mutiger Mann

Am heutigen Internationalen Tag gegen Homophobie erinnern wir an einen mutigen Mann aus dem 19. Jahrhundert: Karl Heinrich Ulrichs. Der ehemalige Student der Universität Göttingen gilt als erster Mann, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte und öffentlich für die Gleichstellung Homosexueller kämpfte.

1825 in Ostfriesland geboren, studierte Ulrichs von 1844 bis 1846 Theologie und Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. Während seiner Tätigkeit im hannoverschen Justizdienst, zuletzt als Amtsassessor in Hildesheim, wurde 1854 ein Ermittlungsverfahren wegen homosexueller Handlungen gegen ihn eingeleitet; es folgte ein Berufsverbot. Wegen zunehmender Repressalien emigrierte Ulrichs 1880 nach Italien, wo er 1895 starb.

Bereits 1864 veröffentlichte Ulrichs seine erste von insgesamt zwölf Schriften „Forschungen über die Räthsel der mannmännlichen Liebe“ und forderte 1867 auf dem Deutschen Juristentag die Abschaffung der Strafgesetze gegen Homosexuelle. Die Rede in München brach Ulrichs bereits nach wenigen Sätzen und tumultartigen Szenen wieder ab.

Später schrieb er in seiner sechsten Schrift: „Bis an meinen Tod werde ich es mir zum Ruhme an rechnen, daß ich am 29. August 1867 zu München in mir den Muth fand, Aug’ in Auge entgegenzutreten einer tausendjährigen, vieltausendköpfigen, wuthblickenden Hydra, welche mich und meine Naturgenossen wahrlich nur zu lange schon, mit Gift und Geifer bespritzt hat, viele zum Selbstmord trieb, ihr Lebensglück allen vergiftete. Ja, ich bin stolz, dass ich die Kraft fand, der Hydra der öffentlichen Verachtung einen ersten Lanzenstoss in die Weichen zu versetzen.“

Seit 1997 erinnert eine Gedenktafel in der Göttinger Innenstadt, am Haus Markt 5 schräg gegenüber der Bushaltestelle hinter dem Alten Rathaus, an diesen Vorkämpfer und Alumnus der Universität Göttingen.

Gedenktafel in der Göttinger Innenstadt – Foto: Universität Göttingen/Heike Ernestus

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