„Wir sind nicht Indiana Jones“

Teamkolleginnen: Elisabeth Fricke, Lara Döring, Lena Heykes (v.l.)

Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Ägyptologie, Koptologie, Kunstgeschichte, historische Anthropologie und Antike Kulturen – die Universität Göttingen bietet ein breites Fächerspektrum in den Altertumswissenschaften. Die Sonderausstellung „Don’t look back! Alte Kulturen neu entdecken“ im Freiraum des Forum Wissen gibt nun Einblick in die Arbeit dieser Fächer. Das Besondere daran: Die Ausstellung wurde von Studierenden geplant, erarbeitet, aufgebaut und präsentiert.

„Wir wollen den Besucher*innen zeigen, was der Inhalt unseres Studiums ist“, sagt Lara Döring, Masterstudentin der Antiken Kulturen. Gerade in der Archäologie denken viele an die Klischees, die über Kinofilme transportiert werden. „Wir sind nicht Indiana Jones“, ergänzt Teamkollegin Lena Heykes, „wir wollen typischen Klischees über Archäologie etwas entgegenstellen.“ Heykes ist nach ihrem Bachelorabschluss in Göttingen in den Masterstudiengang Kulturvermittlung nach Hildesheim gewechselt.

So beschäftigt sich eine interaktive Wand am Anfang der Ausstellung mit gängigen Vorurteilen gegenüber den Altertumswissenschaften. Daneben veranschaulicht ein Glasgefäß mit Playmobilfiguren die Ausgrabungsschichten, in denen sich Ur- und Frühgeschichtler*innen bewegen: Funde von menschlichen Überresten sind in der obersten Schicht, Dinosaurierknochen liegen wesentlich tiefer und werden entsprechend seltener gefunden.

Steinaxt und moderne Axt: Die Form ist geblieben, die Ausführung und die Materialen wurden weiterentwickelt

Erkenntnisse der Altertumswissenschaften sind anschaulich dargestellt: Im Bereich Technik sehen die Besucher*innen, welche früh entwickelten Techniken noch heute genutzt werden. So wird eine Steinaxt neben einer modernen Axt präsentiert und man kann sehen, dass die Form mehr oder weniger geblieben ist, nur die Ausführung und die Materialien wurden weiterentwickelt. Ähnlich verhält es sich mit dem Alltagsgegenstand Papier: Was als geschnittenes und gepresstes Papyrusblatt begann, liegt heute im Tausender-Pack neben dem Drucker. Weitere Bereiche beschäftigen sich mit Musikinstrumenten aus dem Altertum und mit dem Thema Weiblichkeit in den Altertumswissenschaften.

Einen zentralen Platz haben die Studierenden dem Thema Tod und Bestattung eingeräumt. „Wir graben nicht nur Wohn- und Arbeitsstätten aus“, erklärt Heykes. „Die meisten Funde erhalten wir aus Bestattungsarealen.“ Neben Schaukästen mit Schmuckamuletten und kleinen Figuren, können die Besucher*innen in einem durch Tücher abgeteilten Raum auch eine Mumie anschauen. Die Frage, ob man menschliche Überreste ausstellen kann, wurde im Team lange diskutiert. „Wir arbeiten mit diesen Individuen, wir forschen daran, weil sie viele Erkenntnisse über Krankheiten, Ernährung und Todesursachen bergen“, sagt Heykes. „Das wollten wir nicht verschweigen.“ Der abgeteilte Raum ist extra gekennzeichnet. Wer ihn nicht begehen möchte, kann sich außen auf Schautafeln und Röntgenaufnahmen informieren.

Die Idee für die Ausstellung entstand in einem Seminar zur Berufsfindung in den Altertumswissenschaften, in dem das Konzept für eine Ausstellung erarbeitet werden sollte. Acht Studierende „hatten richtig Bock“ so Heykes, das Projekt auch umzusetzen. Zwei Jahre lang beschäftigten sie sich mit Objektauswahl, Aufbau, Texten in einfacher Sprache, Marketing und vielem mehr. „Die Arbeit hat wirklich Spaß gemacht und ich kann mir vorstellen, später im Museum zu arbeiten“, resümiert Döring.

Weitere Informationen zur Ausstellung sind hier zu finden.

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