Fenster zum Wohnzimmer

Postkarte aus privater Sammlung

Was sagt die Postkarte über den Alltag der Schreibenden aus? Wie wird Landschaft auf den Postkartenbildern inszeniert? Was kann man anhand von Postkarten über die historischen Ereignisse oder kulturellen Entwicklungen lernen? Eine Gruppe internationaler Studierender der Universität Göttingen und der Hebrew University of Jerusalem hat den Alltagsgegenstand Postkarte in einem Seminar untersucht. Aus den Ergebnissen haben sie eine Online-Ausstellung entwickelt: https://miro.com/app/board/uXjVNanlkJI=/

Die Idee ist in einem Seminar der Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie entstanden, das von Göttinger Dozierenden und von Dozierenden der Folklore Studies an der Hebrew University in Jerusalem gemeinsam geleitet wurde. Die Studierenden arbeiteten mit Postkarten aus Museumsbeständen, aus privaten Sammlungen, Flohmarktfunden und mit eigenen Postkarten.

Die Online-Ausstellung präsentiert in 13 Schaubildern die Ergebnisse der Untersuchungen

In einer einführenden Betrachtung und 13 Schaubildern geht die Ausstellung den Spuren von geheimen Botschaften auf Postkarten aus der ehemaligen DDR nach, reflektiert über die Entstehung der Wanderlust im 19. Jahrhundert und untersucht die Darstellung von Ethnizität.

Mit Hilfe von Postkarten wurden auch touristische Ziele etabliert

Postkarten können auch Zeugnisse davon sein, wie Landschaften oder Städte früher aussahen und wie sich das Leben dort früher abspielte. Ein erschütterndes Kapitel beschäftigt sich unter dem Titel „Postcards from hell“ mit Postkarten aus Auschwitz. Trotz der strengen Zensur gelang es manchen Insassen, via Postkarte aus dem Konzentrationslager ein Lebenszeichen zu geben und in Kontakt zu bleiben. Die Ausstellung endet interaktiv mit der Aufforderung, eigene Gedanken zu den gezeigten Postkarten zu äußern.  

„Die Postkarte ist ein Fenster zum Wohnzimmer“, sagt Seminarleiter Florian Grundmüller, Doktorand am Seminar für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie. „Es war toll zu sehen, wie schnell und tief die Studierenden in diese privaten Welten eingetaucht sind.“ Grundmüller beschäftigt sich auch in seiner Dissertation mit dem Thema und untersucht subversive Praktiken der Postkartenkultur. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im deutsch israelischen Projekt „Postcarding Culture in Times of Upheaval“, das von der VolkswagenStiftung gefördert wird. Aktuelle Infos gibt es auf dem Instagram Kanal des Projekts.

Das folgende Video gibt einen ausführlichen Einblick in die Entstehung und die Ergebnisse der Ausstellung:

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