Grundlagen für heutiges Maßeinheitensystem

Göttinger Physiker Wilhelm Eduard Weber (1804 bis 1891)

Der Physiker Wilhelm Eduard Weber (1804 bis 1891) schuf mit seinen Arbeiten zur Elektrodynamik Grundlagen für das heutige internationale Maßeinheitensystem. Der erste Direktor der Göttinger Universitäts-Sternwarte Carl Friedrich Gauß schätzte Webers frühe Arbeiten zur Akustik. Auf Gauß’ Empfehlung wurde der Wissenschaftler 1831 auf eine ordentliche Professur für Physik an die Universität Göttingen berufen.

Die beiden Göttinger Gelehrten führten gemeinsam Untersuchungen zum Erdmagnetismus durch. Ergebnis dieser Zusammenarbeit war 1833 die erste elektromagnetische Telegrafenverbindung der Welt zwischen ihren beiden Arbeitsorten.

Weber entdeckte zudem 1835 die so genannte elastische Nachwirkung – die Veränderung des Deformationszustandes eines Körpers bei unverändertem Spannungszustand. Im Jahr darauf veröffentlichte er mit seinem jüngeren Bruder die „Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge“, nachdem er bereits 1825 mit seinem älteren Bruder das grundlegende Werk „Wellenlehre auf Experimente gegründet“ herausgegeben hatte.

Als einer der „Göttinger Sieben“ – die liberal gesinnten Professoren protestierten gegen die Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch König Ernst August – wurde Weber 1837 aus seiner Göttinger Professur entlassen und kehrte erst 1849 an unsere Universität zurück. Hier setzte er seine Forschungen zum Elektromagnetismus fort.

Weber konnte experimentell zeigen, dass sich alle elektrischen und magnetischen Messgrößen auf die drei mechanischen Grundeinheiten für Masse, Länge und Zeit zurückführen lassen. Mit der Entdeckung, dass in den Grundgesetzen der Elektromagnetik die Lichtgeschwindigkeit als fundamentale Konstante auftritt, bereitete er den Weg für Maxwells Theorie elektromagnetischer Felder. Weber starb im Jahr 1891 in Göttingen. In Würdigung seiner Leistungen wurde für den magnetischen Fluss die Maßeinheit Weber (Wb) international festgelegt.

Englische Übersetzungen

Eine weitere Würdigung erhält Weber ganz aktuell: Der Physik-Professor Andre Koch Torres Assis von der University of Campinas in Brasilien hat die Publikation „Wilhelm Weber’s Main Works on Electrodynamics Translated into English” in vier Bänden herausgegeben. Sie enthalten acht zentrale Schriften Webers zur Elektrodynamik, Korrespondenzen mit Gauß und weitere Schriften seiner Kollegen.

Die meisten dieser Werke liegen nun zum ersten Mal auf Englisch vor und sind frei verfügbar:

Volume 1: Gauss and Weber’s Absolute System of Units

Volume 2: Weber’s Fundamental Force and the Unification of the Laws of Coulomb, Ampere and Faraday

Volume 3: Measurement of Weber’s Constant c, Diamagnetism, the Telegraph Equation and the Propagation of Electric Waves at Light Velocity

Volume 4: Conservation of Energy, Weber’s Planetary Model of the Atom and the Unification of Electromagnetism and Gravitation

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