Auf der Spur der Steine

Die Goldschmidtstraße ist die Adresse des heutigen Geowissenschaftlichen Zentrums

Vielen Göttinger*innen, insbesondere den Studierenden vom Nordcampus, ist die Goldschmidtstraße ein Begriff. Doch die wenigsten kennen ihren Namensgeber Victor Moritz Goldschmidt. Er gilt als Mitbegründer der modernen Geochemie und Kristallchemie. Sechs Jahre lang war er an der Universität Göttingen tätig. Heute ist sein Todestag (20. März 1947).

Goldschmidt stammte aus einer jüdischen Akademikerfamilie, schon sein Vater war Professor. Geboren in Zürich, aufgewachsen in Amsterdam, Heidelberg und Oslo, studierte er Mineralogie, Geologie und Chemie an der Universität Oslo. Hier untersuchte er Gestein aus verschiedenen Gegenden Norwegens und konnte dabei in einzigartiger Weise geologische Feldarbeit mit mikroskopischer und chemischer Analyse sowie mit einer physiko-chemischen Betrachtungsweise verknüpfen. Seine Veröffentlichungen über diese Untersuchungen führten zu einer neuen Grundlegung der Lehre von der Umwandlung der Mineralien durch Veränderung von Druck und Temperatur, der sogenannten Gesteinsmetamorphose. Die Osloer Wissenschaftler waren beeindruckt von dem jungen Kollegen: Schon im Alter von 23 Jahren wurde Goldschmidt promoviert und erhielt bald darauf eine Anstellung als Professor sowie Direktor am Mineralogischen Institut Oslo.

Nach dem Ersten Weltkrieg erforschte Goldschmidt die Gesetzmäßigkeiten, die die Verteilung der Elemente im Erdkörper bestimmen und begründete mit diesen Arbeiten die moderne Geochemie und Kristallchemie. Europäische Universitäten wurden aufmerksam auf das Talent aus dem hohen Norden und boten ihm eine Anstellung an. 1929 entschied er sich für Göttingen, verhandelte hier einen größeren Mitarbeiterstab und verbesserte seine experimentellen Methoden. An seiner neuen Arbeitsstätte untersuchte er die Elemente in Gesteinen, Mineralien und Meteoriten und legte damit das Fundament für alle späteren Betrachtungen über den Stoffhaushalt auf der Erde und im Kosmos.

Nach den Nürnberger Rassengesetzen der Nazis 1935 sah er als Jude keine Zukunft in Deutschland und kehrte zurück nach Oslo. Doch auch hier war er vor der Verfolgung der Nazis nicht sicher: Nach der deutschen Invasion musste er erneut fliehen, erst nach Schweden, später nach Großbritannien. Kurz nach dem Krieg kehrte Goldschmidt nach Oslo zurück, starb aber schon 1947 an den Folgen einer Beinoperation.

Noch heute erinnern Preise an Goldschmidts Leben und Wirken: Ihm zu Ehren vergibt die Deutsche Mineralogische Gesellschaft jährlich den Victor-Moritz-Goldschmidt-Preiszur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Auch international lebt sein Ruf weiter: Die Geochemical Society hat ihre jährliche Konferenz nach Goldschmidt benannt und verleiht auf dieser als höchste Auszeichnung den V. M. Goldschmidt Award für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Geochemie.

Victor Goldschmidt ungefähr im Jahr 1935 ¬ aus dem Bildarchiv des Oslo Museums, CC BY-SA 4.0 International

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