Geschlossene Grenzen und Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie haben die Feldforschung weltweit eingeschränkt. Dies gilt auch für das Team des internationalen Forschungsprojekts „SoundKnowledge“ am Musikwissenschaftlichen Seminar, das das Musizieren als Wissenspraktiken in Mikronesiens untersucht. Die Pandemie habe aber auch „einen fruchtbaren Boden für das Entstehen neuer Ideen und Entwicklungen geschaffen, wie Musikforschung auf ethisch gerechtere Weise betrieben werden kann“, so die Wissenschaftler*innen.
Ihre Erfahrungen aus der Forschung in einer Ausnahmesituation und ihre Erkenntnisse zu den Chancen einer virtuellen Ethnografie präsentieren sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „the world of music (new series)“. Sie sind sich einig: Die durch die Pandemie forcierte digitale Vernetzung ermöglichte eine Diskussion zwischen Menschen, die sonst nicht zusammengekommen wäre.
In fünf Beiträgen geben Forschende Einblicke in ihre Arbeit im asiatisch-pazifischen Raum:
Muhammad As‘ad, Dadi Darmadi und Anne K. Rasmussen forschen gemeinsam zu islamischer Musik und koranischen Künsten. Sie teilen ihre Erfahrungen aus dem Jahr 2021 und dokumentieren die Herausforderungen für Musikschaffende in einer Art Erfahrungsbericht. Trisnasari Fraser, Alexander Hew Dale Crooke und Jane Davidson schreiben in ihrem Beitrag, wie sich der Einsatz von Technologien bei der Erforschung von Musikpraktiken auf das Handeln der Beteiligten und die Forschungsrichtung auswirkt.
Jessica Schwartz befasst sich mit dem generationenübergreifenden Lernen durch Lieder. Sie begleitete das Musikstudioprojekt „Songs of Our Atolls“ der Marshallese Educational Initiative, das die Kommunikation zwischen Menschen, die auf den Marshallinseln und in Diaspora-Gemeinschaften in den USA leben, erleichtern soll. CHamoru-Gesang und das Musizieren als wiederauflebende Formen klangbasierter kultureller Praktiken untersucht Andrew Gumataotao auf Guam und den Nördlichen Marianen in Mikronesien. Er zeigt, wie junge Künstler und Aktivisten das Medium Film nutzten, um sich an die Pandemie-Situation anzupassen.
William Donnie Scally forschte acht Monate lang in Japan, bevor er pandemiebedingt in sein Heimatland Australien zurückkehren musste. In seinem Beitrag zeigt er die Möglichkeiten und Grenzen seiner Lektüre von Online-Materialien auf – und wie sie durch seine persönlichen Erfahrungen mit Musikgemeinschaften beeinflusst wurden.
Die Göttinger Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Abels leitet das Forschungsprojekt „SoundKnowledge“ und ist Herausgeberin der Zeitschrift „the world of music (new series)“. Die aktuelle Ausgabe zum Oberthema „Music Making and Music Research in the Asia-Pacific Region in Times of COVID-19“ (Volume 12, No. 1) kann hier kostenlos gelesen und heruntergeladen werden.