Sofja Wassiljewna Kowalewskaja

Bild: Wikimedia| Madelgarius CC BY-SA 4.0

Passend zum internationalen Frauentag stellen wir heute die Mathematik-Koryphäe Sofja Kowalewskaja (3. Januar 1850 bis 29. Januar 1891) vor.

Ihr Interesse an Mathematik wurde durch einen kuriosen Zufall geweckt: Als ihr Kinderzimmer renoviert wurde, reichte die Tapete nicht aus. Also nahm man stattdessen das Papier eines Skripts über Differential- und Integralrechnung, welches sich noch aus den Studienzeiten ihres Vaters auf dem Dachboden befand. Sofja beschäftigte sich intensiv mit der „Tapete“ und hörte zudem gerne ihrem Mathematik-begeisterten Onkel zu. Als sie mit 15 Jahren ein Physikbuch, geschrieben von einem benachbarten Professor, selbstständig interpretierte, erhielt Sofja auf Bitten des Verfassers (und gegen den Willen ihres Vaters) Unterricht in höherer Mathematik.

Da in Russland zu dieser Zeit Frauen noch nicht studieren durften, musste Sofja für ihr anschließendes Studium nach Europa reisen. Dies war nur durch eine Scheinehe möglich, da Frauen keinen eigenen Reisepass hatten und für Auslandsreisen die Begleitung des Vaters oder Ehemanns benötigten. 1868 in Europa angekommen musste Kowalewskaja, wie auch viele andere begabte Russinnen, feststellen, dass ein Studium im vermeintlich fortschrittlichen Westen für Frauen keineswegs problemlos möglich war. An der Uni Heidelberg konnte sie nach persönlichen Gesprächen mit einzelnen Professoren zumindest als Gasthörerin an einzelnen Lehrveranstaltungen teilnehmen.

1870 wechselte Kowalewskaja nach Berlin zu Karl Weierstraß, einem der bedeutendsten Mathematiker der damaligen Zeit. Weil ihr auch hier ein reguläres Studium verwehrt blieb, erhielt sie Privatunterricht von Weierstraß. Dieser unterstützte sie auch bei der Vorbereitung ihrer Dissertation: Sie fertigte drei komplette Arbeiten an, die sie als Dissertation einreichen konnte. Das eigentliche Problem war dabei, eine Universität zu finden, die sie zur Promotion zuließ. Hier kommt die Universität Göttingen ins Spiel. Obwohl Weierstraß selbst das Frauenstudium nicht unterstützte, setzte er sich für Kowalewskaja ein. An unserer Universität wurde sie in Abwesenheit, also ohne mündliche Prüfung, 1874 mit summa cum laude promoviert. Damit war sie nach Dorothea Schlözer die zweite Frau, der an unserer Uni ein akademischer Grad verliehen wurde.

Der Doktortitel half ihrer wissenschaftlichen Karriere aber vorerst nicht weiter. Sowohl in Deutschland als auch in Russland wurde ihr eine Lehrtätigkeit untersagt. Erst 1883 ermöglichte ihr Gösta Mittag-Leffler, ein Schüler von Weierstraß, eine Stelle als Privatdozentin an der Universität Stockholm. Dies war so ungewöhnlich, dass ihre Ankunft in allen Zeitung Schwedens erwähnt wurde. Gegen den Widerstand vieler, überwiegend fachfremder Professoren erhielt sie 1884 eine ordentliche Professur und war damit die erste Frau mit einer Mathematik-Professur. In den folgenden Jahren begeisterte Sofja mit ihren Arbeiten Mathematikerkollegen auf der ganzen Welt, umso erschütterter waren alle, als sie mit nur 41 Jahren an einer Lungenentzündung starb.

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