Der Göttingen Campus lebt von der Vielfalt der Fachgebiete und klugen Köpfe, die hier vor Ort forschen und lehren. Ein Blick auf die hiesigen Straßennamen zeigt, dass sich der Göttingen Campus auch buchstäblich abbilden lässt. Ein Streifzug.
G wie Gaußstraße
Carl Friedrich Gauß (1777 bis 1855) bewies die Konstruierbarkeit des regulären 17-Ecks, leitete das Zeitalter der klassischen Kartografie ein und baute mit Wilhelm Eduard Weber den ersten elektromagnetischen Telegraphen. Er war erst 30 Jahre alt, als er an die Universität Göttingen berufen wurde und in die damals neue Sternwarte einzog. Hier forschte er bis zu seinem Tod auf den Gebieten der Mathematik, der Astronomie, der Physik, der Geodäsie und der Geophysik.
O wie Otfried-Müller-Weg
Karl Otfried Müller (1797 bis 1840) gilt als Begründer der Klassischen Archäologie und Alten Geschichte. Im Jahr 1819 wurde er an die Universität Göttingen berufen und lehrte fortan Klassische Philologie und Kunstarchäologie. 1837 hielt er die Festrede zum Jubiläum der Universität. Müller verstarb auf einer Forschungsreise nach Griechenland.
E wie Ernst-Abbe-Straße
Der Physiker Ernst Abbe (1840 bis 1905) studierte in Göttingen und wurde hier promoviert. Danach entwickelte er mit Carl Zeiss Mikroskope und berechnete deren maximal erreichbare Auflösung. Erst in unserem Jahrtausend gelang es schließlich dem Göttinger Physiker Prof. Dr. Stefan Hell, diese Abbe’sche Formel der Lichtbeugungsgrenze mit einem Trick zu erweitern und die hochauflösende STED-Mikroskopie zu entwickeln. Hierfür erhielt Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und Honorarprofessor an unserer Universität, 2014 einen Nobelpreis.
T wie Tammannstraße
Auf dem Nordcampus ist eine Straße nach Gustav Tammann (1861 bis 1938) benannt, dem Begründer der wissenschaftlichen Metallkunde in Deutschland. Er war einer der ersten, der den Einfluss des Druckes auf Eigenschaften der Materie untersuchte. 1903 als Professor auf den neuen Lehrstuhl für anorganische Chemie an unsere Universität berufen, wechselte er 1907 auf den Lehrstuhl für physikalische Chemie – als Nachfolger des späteren Nobelpreisträgers Walther Nernst.
T wie Tobias-Mayer-Weg
Als Universalgelehrter und Autodidakt war Tobias Mayer (1723 bis 1762) Ökonom, Mathematiker, Astronom, Physiker, Ingenieur und Kartograf. Ohne je an einer Universität studiert zu haben, folgte er 1751 einem Ruf der Universität Göttingen auf einen Lehrstuhl für Ökonomie, zu dem auch die Astronomie gehörte. Mayer war ab 1754 Aufseher der alten Sternwarte, dem Observatorium auf der Stadtmauer an der heutigen Turmstraße.
I wie Ingeborg-Nahnsen-Platz
Ingeborg Nahnsen (1923 bis 1996) war in Göttingen Professorin für Sozialpolitik an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, die sie in den Sechziger Jahren mitgegründet hatte. Sie engagierte sich stark in der Lehre; als Wissenschaftlerin entwickelte sie ein eigenes Konzept von Sozialpolitik als Lebenslagenpolitik, das auf gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft und Entwicklungschancen des Einzelnen zielt.
N wie Nohlstraße
Die Geschichte des heutigen Instituts für Erziehungswissenschaft beginnt am 1. Januar 1920, als Herman Nohl (1879 bis 1960) das Extraordinariat für „Praktische Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogik“ übernahm. Im Jahr 1922 erhielt er eine ordentliche Professur für Pädagogik, wurde 1937 entpflichtet und nach dem Nationalsozialismus wiedereingesetzt.
G wie Goldschmidtstraße
Der Mineraloge und Geochemiker Victor Moritz Goldschmidt (1888 bis 1947) gilt als Begründer der modernen Geochemie. Im Jahr 1929 nahm er einen Ruf an die Universität Göttingen an. Hier untersuchte er das Vorkommen der Elemente einschließlich der seltenen Spurenelemente in irdischen Gesteinen und Meteoriten. 1935 musste er Deutschland verlassen und emigrierte nach Norwegen.
E wie Emmy-Noether-Weg
Die Mathematikerin Emmy Noether (1882 bis 1935) gilt als Mitbegründerin der modernen Algebra. Die Göttinger Mathematiker Felix Klein und David Hilbert holten sie 1915 an unsere Universität – zur Mitarbeit an Fragen der Relativitätstheorie. Ein erster Habilitationsversuch scheiterte an der Privatdozentenordnung. 1919 konnte sich Emmy Noether schließlich doch habilitieren und wurde später zur außerordentlichen Professorin ernannt. Erst 1923 erhielt sie einen Lehrauftrag mit einem kleinen, festen Gehalt. 1933 war Noether eine der ersten, die ihre Stellung verlor. In den USA fand sie Aufnahme als Gastprofessorin am Bryn Mawr Women’s College und hielt regelmäßig Vorträge am Institute for Advanced Study in Princeton.
N wie Nikolaistraße
Die Straße in der Innenstadt ist nach der Universitätskirche St. Nikolai benannt.
C wie Christian-Gottlob-Heyne-Ufer
Der Altphilologe Christian Gottlob Heyne (1729 bis 1812) wurde 1763 zum Professor nach Göttingen berufen. Seine berühmte Archäologie-Vorlesung, die er ab 1767 an unserer Universität hielt, gilt als entscheidender Schritt zur Etablierung der Archäologie als eines systematisch strukturierten universitären Lehrfachs. Als Leiter der Universitätsbibliothek baute er diese zu einer führenden Einrichtung dieser Art aus. Auch als langjähriger Leiter der „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“ machte er sich verdient.
A wie Albrechtstraße
Der Rechtshistoriker Wilhelm Eduard Albrecht (1800 bis 1876) studierte von 1819 bis 1822 in Göttingen und wurde hier 1829 auf eine Professur für deutsches Staats- und Kirchenrecht berufen. 1837 verlor er als einer der Göttinger Sieben sein Professorenamt.
M wie Max-Born-Ring
Max Born (1882 bis 1970) erhielt 1954 den Nobelpreis für Physik für seine maßgeblich in der Göttinger Zeit entstandenen wissenschaftlichen Arbeiten in der Quantenmechanik, besonders für seine statistische Interpretation der Wellenfunktion. In Göttingen studierte er Mathematik, Physik und Astronomie und lehrte nach seiner Habilitation 1909 zunächst als Privatdozent, von 1921 an als Professor für Theoretische Physik. 1933 emigrierte er nach England. Im Jahr 1957 unterzeichnete Born mit weiteren renommierten Wissenschaftlern die „Göttinger Erklärung“.
P wie Planckstraße
Die Straße ist benannt nach dem Rechtswissenschaftler Gottlieb Planck (1824 bis 1910). Er studierte von 1843 bis 1846 in seiner Geburtsstadt Göttingen und hatte hier von 1889 bis 1910 einen Lehrstuhl für bürgerliches Recht inne. Er war Mitschöpfer des Bürgerlichen Gesetzbuches und bei der Edition speziell für das Familienrecht zuständig.
U wie …
…. Schade, eine Universitätsstraße gibt es in Göttingen nicht. Aber hier ein Update: Es gibt die Ulrich-Venzlaff-Straße. Benannt ist sie nach dem Psychiater, der ab 1956 Privatdozent und ab 1962 außerplanmäßiger Professor an der Universität Göttingen war. Venzlaff setzte sich unter anderem für die Entwicklung der Forensischen Psychatrie unter wissenschaftlichen und therapeutischen Aspekten ein. Von 1969 bis 1986 war er Ärztlicher Direktor des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Göttingen.
S wie Schlözerweg
Dieser Straßenname erinnert an August Ludwig von Schlözer (1735 bis 1809). Er studierte unter anderem bei dem Göttinger Orientalisten Johann David Michaelis. Später lehrte er hier zunächst Universalgeschichte, dann auch Statistik, Politik, neuere Staatengeschichte und Staatsrecht. Seine Tochter Dorothea studierte an der Universität Göttingen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften. Hier wurde sie 1787 als erste Frau in Deutschland zum Doktor der Philosophie promoviert. Auch nach ihr ist in Göttingen eine Straße benannt: der Dorothea-Schlözer-Bogen auf den Zietenterrassen.