Mix aus Exotik und Piratenabenteuer

Foto: Philip Knäble

Philip Knäble war in jungen Jahren Fan von Brett- und Rollenspielen wie zum Beispiel „Die Siedler von Catan“. Beim Würfeln, strategischen Karten-Ausspielen und Ziehen der Spielfiguren eignete er sich ganz nebenbei Geschichtsbilder an, die manches aus der Realität ausblenden. Dann studierte er Geschichte; heute forscht und lehrt er an unserer Universität in den Bereichen Frühe Neuzeit und Public History. In einem anschaulichen Aufsatz vermittelt der promovierte Historiker anhand einiger beliebter Brettspiele, wie die Europäische Expansion der Frühen Neuzeit vermittelt wird.

„Man spielt europäische Mächte beim Aufbau von Kolonien und Handelsrouten in der Karibik oder (seltener) in Asien in einem Mix aus Exotik und Piratenabenteuer.“ Die zu spielenden Figuren sind in der Regel: europäische weiße Männer. Deshalb fällt seine Bewertung von Spielen wie „Santa Maria“, „Puerto Rico“, „Navegador“ und „Maracaibo“ auch gemischt aus: „Die Spielpläne zeigen wichtige Schiffsrouten und Städte Südasiens bzw. der Karibik, die Spiele machen auf wichtige, global behandelte Waren und die Bedeutung von Handelsgesellschaften aufmerksam. Auch die Funktionsweise einer Ständegesellschaft oder die enge Verzahnung von Mission und Eroberung werden angedeutet. Andere wesentliche Elemente der europäischen Expansion, wie Gewalt und Sklaverei, bleiben dagegen außen vor.“

Inzwischen deuteten sich aber Veränderungen an, so Knäble: Spiele wie „Colony“ und „Archipelago“ nennen Gewalt und Ausbeutung beim Namen und in der Brettspielwelt werde inzwischen darüber diskutiert, auch Menschen im Widerstand zu spielen.

Hier geht es zu seinem Online-Beitrag „Leere Inseln – Europäische Expansion im Brettspiel“: https://bghistorian.hypotheses.org/1433

Knäble organisiert die öffentliche Vortragsreihe „Gespielte Geschichte – Theatrale und digitale Formen der Geschichtskultur“, die jeweils mittwochs ab 18.15 Uhr im Theologicum stattfindet. In den drei Vorträgen bis Mitte Juli geht es um Geschichtsvermittlung, um Geschichte im Theater und um die Frage, was digitale Spiele über historische Konstruktion lehren und wie das Erinnerungskultur nützt.

Programm als pdf:

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