Von Kaiserschnitt und Pflanzenernährung

Gebäude der Unimedizin, der Agrarwissenschaften und der Univerwaltung liegen an der Von-Siebold-Straße und in dem angrenzenden Areal. Das traute Miteinander lässt sich auch an den Straßennamen ablesen. Ein kleiner wissenschaftsgeschichtlicher Rundgang.

Ist die Von-Siebold-Straße eigentlich nach einem Mediziner benannt? Richtig. Karl Kasper Jakob von Siebold (1801 bis 1861) studierte ab 1823 an unserer Uni und war hier von 1833 bis 1861 Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Der Professor leitete zugleich die Entbindungsanstalt und bildete Hebammen aus. Von Siebold gilt als Erster, der einen Kaiserschnitt unter Äther-Narkose durchführte.

Gehen wir diese Straße entlang und biegen kurz vor dem Klinikum rechts ab, kommen wir in den Margarethe-von-Wrangell-Weg. Damit wechseln wir das Fach. Denn der Straßenname erinnert an die erste ordentliche Professorin für Pflanzenernährungslehre in Deutschland. Margarethe von Wrangell (1877 bis 1932) habilitierte sich 1920 mit einer Arbeit über Phosphorsäureaufnahme und Bodenreaktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Dort leitete sie ab 1923 das neu geschaffene Institut für Pflanzenernährung und wurde zur Professorin berufen.

Eine systematische Pflanzenernährungs- und Landwirtschaftswissenschaft begründeten bereits Dr. Carl Sprengel (1787 bis 1859) und sein Lehrer Prof. Dr. Albrecht Daniel Thaer (1752 bis 1828). Nach ihnen sind zwei abzweigende Wege benannt.

Sprengel gilt als Pionier der Agrikulturchemie. Er war überzeugt, dass die Erträge der Kulturpflanzen nur dann gesteigert werden können, wenn die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaften Eingang in die landwirtschaftliche Praxis finden. Als Privatdozent hielt er im Wintersemester 1827/28 in Göttingen die erste Vorlesung über Agrikulturchemie in Deutschland. Thaer studierte ab 1770 Medizin an unserer Uni und wurde hier 1774 promoviert. Später, im Jahr 1802, gründete er in Celle das erste deutsche landwirtschaftliche Lehrinstitut; von 1810 bis 1819 hatte er eine Professur in Berlin inne. Er führte unter anderem die Fruchtwechselwirtschaft ein.

Vom Albrecht-Thaer-Weg biegen wir ab in den Von-Thünen-Weg, der uns an den Ausgangspunkt zurückführt. Der Volkswirt und Landwirt Johann Heinrich von Thünen (1783 bis 1850) studierte in den Jahren 1803 und 1804 an unserer Uni. Er begründete die landwirtschaftliche Standortlehre und verknüpfte auf seinem Mustergut im mecklenburgischen Tellow Erfahrungen der landwirtschaftlichen Praxis mit mathematischen Modellen. Damit wurde er zu einem der wichtigsten Wegbereiter der angewandten Forschung im Agrarbereich.

Lust bekommen, das hier vorgestellte Areal zu erkunden? Dann hilft der Lageplan der Uni:

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