Im Büro von Jacqueline Schubert, der Geschäftsführerin der Philosophischen Fakultät, erinnern 15 Aktenordner an ein Ereignis vor zehn Jahren: Damals zogen 21 Einrichtungen in das neue Kulturwissenschaftliche Zentrum am Heinrich-Düker-Weg. „Bis dahin waren unsere Institute über die Stadt verteilt. Sie in einem Gebäude zusammenzuführen, war eine einzigartige Gelegenheit für die Geisteswissenschaften“, sagt Schubert heute.
Als Baubeauftragte der Fakultät koordinierte sie seit 2007 Absprachen zwischen allen Beteiligten. „Ich war das Bindeglied zwischen Architekten und Universität, also unserem Gebäudemanagement und unseren Einrichtungen“, erinnert sie sich. Tausende Details mussten flexibel an die sich immer wieder verändernden Notwendigkeiten und Wünsche angepasst werden, bevor es dann in den einzelnen Instituten hieß: Umzug vorbereiten.
Zahlreiche Mitarbeiter*innen sichteten Ordner mit Rechnungen und Korrespondenz, Seminararbeiten, Fotos, Zettelarchive und was sich sonst im Laufe der Jahrzehnte in den Büros und Kellerräumen angesammelt hatte. Aussortieren oder für das Umzugsunternehmen sicher in Kartons verpacken, war die zentrale Frage an jedem Institut.
Vor zehn Jahren: Vorbereitungen für den Umzug ins KWZ – Fotos: Peter Heller
Aber nicht nur Wissenschaftler*innen, Beschäftigte und Studierende fanden im KWZ, wie das Gebäude im Alltag heißt, ein neues Zuhause. Im Herzen des Gebäudes entstand die neue Bereichsbibliothek Kulturwissenschaften mit 650.000 Büchern. Dafür hatten Mitarbeiter*innen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) zuvor in den Einrichtungen jeden Band gesichtet, katalogisiert und den Buchrücken mit einem neuen Etikett samt Barcode für die elektronische Ausleihe beklebt – die Signatur beginnt jeweils mit BBK.
„Mit Eröffnung der Bibliothek Anfang April 2012 waren alle Bände in den Regalen an ihrem Platz, im System auffindbar und damit auch ausleihbar“, berichtet Antje Niemann. Die Bibliothekarin aus der SUB nutzte damals die Chance, eine neue Freihandbibliothek „an den Start zu bringen“. Heute arbeitet sie wieder in der Zentralbibliothek im Bereich Digitale Bibliothek.
Spannend war es für sie, ein bunt zusammengewürfeltes Team zu leiten – viele Kolleg*innen kamen aus den Institutsbibliotheken und fanden sich nun in einer großen, modernen Bibliothek wieder. Mit positiven Spirit und Flexibilität gelang es dem Team, neue Abläufe zu lernen, umzusetzen und im laufenden Betrieb anzupassen. Spannend war auch das, was in einem Neubau nach dem Einzug üblich ist: Handwerker gehen weiterhin ein und aus. „In der Anfangszeit hatte unser Thekenteam viel Lauferei, weil es ständig offenstehende Türen schließen musste“, erinnert sich Niemann. Stärker ist ihre Erinnerung aber an das Verständnis der Nutzer*innen und das große gegenseitige Vertrauen zwischen den Mitarbeiter*innen der Fakultät und der SUB.
Seit der Eröffnung des KWZ vor zehn Jahren hat es sich zu einem lebendigen und gern besuchten Ort der Geisteswissenschaften entwickelt. Im vergangenen Jahr zog das Musikwissenschaftliche Seminar im Gebäude am Heinrich-Düker-Weg ein.
Impressionen – Fotos: Christoph Mischke (1+2) und Peter Heller (3)