Verlust von fruchtbarem Ackerland im Leinetalgraben

Jonas Wandt studiert Agrarwissenschaften – Foto: privat

Fruchtbares Ackerland in Stadtnähe ist bedroht: Allzu gerne wird es als Bauland für wachsende Vororte, neue Gewerbegebiete oder für den Straßenbau ausgewiesen. Der Göttinger Student der Agrarwissenschaften Jonas Wandt hat sich für seine Bachelorarbeit die Situation in Göttingen und in den umliegenden Gemeinden angeschaut. In seiner Untersuchung mit dem Titel „Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Überbauung von Friedland bis Bovenden in den letzten Jahren“ summiert sich der Flächenverlust auf bis zu 2.500 Hektar.

Ziel der Arbeit war es, den Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Gebiet des Leinetalgrabens im Landkreis Göttingen zu quantifizieren. Dafür wertete Wandt für einige Gebiete historische Karten aus und verglich sie mit der aktuellen Situation. Zusätzlich lieferten Stadt und Landkreis Göttingen sowie der Flecken Bovenden Daten zum Flächenverbrauch der vergangenen Jahrzehnte.

Die betroffenen Flächen untersuchte Wandt auf ihre Bodenfruchtbarkeit sowie auf ihre Fähigkeit, Wasserreserven zu binden. Auch die Klimawirksamkeit stand auf dem Prüfstand. Dazu gehört unter anderem, dass sich begrünte Flächen nicht so aufheizen wie bebaute Flächen und dass der Bewuchs zum CO2-Ausgleich beiträgt. Den jährlichen Verlust an landwirtschaftlicher Produktion stellte er in Form von Getreideeinheiten dar. Für einen Einblick in die politische Diskussion zum Thema befragte er 2021 die Kandidat*innen für das Göttinger Oberbürgermeisteramt über ihre Haltung zum Flächenverbrauch.

Ergebnis: Auf den sehr fruchtbaren Böden entlang der Leine allein im Stadtgebiet Göttingen wurden in den vergangenen Jahrzehnten etwa 1.233 Hektar der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Dieser Flächenverlust weitet sich vermehrt auf die umliegenden Ortschaften aus. So ist der jährliche Flächenverlust im benachbarten Ortsteil Bovenden seit 1980 bis heute um etwa 50 Prozent angestiegen. Zusammen mit den Daten aus den Gemeinden Rosdorf, Bovenden und Friedland sowie den Flächenverlusten für die ICE-Trassen, den sechsspurigen Ausbau der Autobahn A7 samt Zubringer und der neuen Bundesstraße B3 ergeben sich insgesamt knapp 2.500 Hektar.

„Trotz verschiedener politischer Bestrebungen von internationaler bis zur kommunalen Ebene erscheint eine wirksame Eindämmung des Flächenverlustes noch nicht absehbar“, sagt Wandt. Er warnt zudem vor einem langfristig wachsenden Importbedarf von Nahrungsmitteln durch den Flächenverlust fruchtbarer Böden. Seine Ergebnisse hat er an die Stadtverwaltung zurückgespielt. „Insbesondere das Referat für nachhaltige Stadtentwicklung war sehr interessiert“, so Wandt.

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