Forschendes Lehren und Lernen

Hier ist praktisches Können gefragt: Ein Team aus der Ur- und Frühgeschichte rekonstruierte im Sommersemester 2020 einen Einbaum der römischen Kaiserzeit im Heimatmuseum Osterholz-Scharmbeck Foto: Projektbetreuer Immo Heske

Eine Umfrage zur Akzeptanz pflanzlicher Milchalternativen oder eine kritische Studie zur Arbeit von Insassinnen deutscher Frauengefängnisse oder die Rekonstruktion eines Einbaums aus der römischen Kaiserzeit: Die Themen aus dem Programm „Forschungsorientiertes Lehren und Lernen“ (FoLL) sind vielfältig und häufig auch brandaktuell. Seit mehr als zehn Jahren ermöglicht FoLL Bachelorstudierenden erste Forschungserfahrungen – vom Antrag bis zur Abschlusspräsentation. Wer Interesse hat, an dem Programm teilzunehmen, kann sich noch bis zum 16. September 2021 für das kommende Wintersemester bei der Hochschuldidaktik der Universität Göttingen bewerben.

Geforscht wird in Teams von vier bis acht Studierenden und ein bis zwei Lehrenden, die die Forschungsarbeiten begleiten. Jede Gruppe bewirbt sich mit einem Antrag, in dem sie ihr Forschungsvorhaben beschreibt. Interdisziplinarität ist willkommen: Gerne können die Studierenden aus verschiedenen Fächern kommen und ihre jeweiligen Perspektiven in die Forschung einbringen. Seit neuestem dürfen auch Masterstudierende mitmachen: Ein Drittel der Teilnehmenden darf bereits im Masterstudium eingeschrieben sein.

Studierende erarbeiten sich durch FoLL sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen: Sie lernen, wie man im Team zusammenarbeitet und wie man Ergebnisse präsentiert, was sich sowohl im weiteren Studium als auch im späteren Berufsleben als nützlich erweist. Außerdem können sie im Programm bis zu 12 ECTS erwerben. Einige Studierende knüpfen ihre Bachelorarbeit thematisch an ihr FoLL-Projekt an.

Obwohl die Betreuung für Lehrende einen höheren Arbeitsaufwand bedeutet, bringt sie viele Vorteile mit sich. Sie haben die Möglichkeit, eine kleine Gruppe interessierter Studierender in allen Phasen des Forschungsprozesses zu begleiten und – beim passenden Thema – vielleicht sogar eigenen Forschungsinteressen nachzugehen. Das Programm läuft in der Regel über ein Semester. Flankierend zu den Projektarbeiten bietet die Hochschuldidaktik für alle Teilnehmer*innen Austauschtreffen und Workshops an. So erhalten sie Einblick in fachfremde Forschung.

Dass auch schwierige Zeiten wie die Corona-Pandemie der Arbeit keinen Abbruch tun, zeigt das rege Interesse im laufenden Semester. Sieben Teams proben ihre ersten Schritte in die Forschung. Einige nehmen dabei die Pandemie selbst unter die Lupe: So forschen Studierende der Sozialwissenschaftlichen und der Philosophischen Fakultät gemeinsam zum Thema „Geflüchtete in der Pandemie“ und untersuchen dabei sowohl das alltägliche Erleben und Erzählen geflüchteter Menschen in Göttingen als auch den bundesparlamentarischen Diskurs zum Verhältnis von Flucht und Pandemie. Eine zweite Gruppe aus angehenden Psycholog*innen und Sozialwissenschaftler*innen beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit kreativ tätiger Menschen und ihrer Netzwerke. Die öffentliche Abschlusspräsentation ihrer Ergebnisse ist am 24. November 2021 geplant.

Abschlusspräsentation in der Alten Mensa (vor Corona)

Weitere Informationen und der Antrag zur aktuellen Ausschreibung sind im Internet unter www.uni-goettingen.de/forschendeslernen zu finden.

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