Eine ganz andere Universität

Prof. Dr. Metin Tolan - Foto: Jan Vetter

Willkommen in Göttingen: Seit heute ist Prof. Dr. Metin Tolan Präsident unserer Universität. Zum Auftakt seiner Präsidentschaft beantwortet der Physiker hier unsere drei Fragen.

Sie sagen, dass Sie ein „Fan von Universität“ sind – was meinen Sie damit?

Es gibt unterschiedliche Bildungseinrichtungen, die einem Möglichkeiten bieten. Da kann man fragen, was macht eine Universität eigentlich aus? Das Markenzeichen einer Universität ist letztlich, dass Studierende bei uns anfangen und am Ende soweit ausgebildet sind, um eine Forschungsfrage zu bearbeiten. Das heißt eine Frage, über die noch niemand nachgedacht hat, wo ich mir nicht einfach ein Buch hole und darin die Lösung finde. Nur Lehre oder nur Forschung machen andere auch, vielleicht sogar besser, siehe hier am Göttingen Campus. Beides zusammen, also junge Menschen an Forschung heranzuführen, um sie dann am Ende mit Forschungsaufgaben zu fordern, macht nur die Universität. Ich möchte eigentlich, dass am Ende eines Studiums jede Studentin und jeder Student ein Mal intellektuell an die Leistungsgrenze geführt wird – wohl wissend, dass 90 Prozent unserer Absolvent*innen nicht in die Forschung gehen. Trotzdem muss der Anspruch sein, das ein Mal zu machen. Das ist wirklich Markenzeichen einer Universität und deshalb bin ich Fan davon zu sehen, wie junge Menschen hier anfangen und wir sie dann am Ende egal in welchem Fach mit einem Bachelor- oder Masterabschluss oder sogar promoviert in die Welt entlassen. Das ist nur an einer Universität möglich.

Heinrich Heine schrieb in der „Harzreise“, Göttingen sei bekannt für seine Uni und seine Würste, am besten sei es aber, der Stadt den Rücken zu kehren. Sie haben sich uns nun zugewandt. Warum?

Wenn man nach 20 Jahren die Universität wechselt, sich also vornimmt, etwas anderes zu machen, dann sollte es etwas ganz anderes sein. Nach zwölf Jahren im Rektorat der TU Dortmund wäre es inkonsequent gewesen, Rektor einer anderen Ruhrgebiets-Universität oder einer anderen jüngeren Universität zu werden. Deshalb, bitte was ganz anderes. Tja, da sind wir schon in Göttingen: Eine ganz andere Universität mit einer ganz anderen Geschichte, mit einer ganz anderen Stadt und Umgebung.

Als Präsident der Uni Göttingen mit mehr als 30.000 Studierenden und über 5.000 Beschäftigten: Was wünschen Sie sich und was erwarten Sie von uns?

Was ich mir wünsche ist, dass wir es in den nächsten Jahren schaffen, aus vielen Themen die Emotionen herauszunehmen, uns wieder über die Sachfragen zu streiten und die beste Lösung zu finden. Das wünsche ich mir.

Written By
More from Heike Ernestus

Von Mundharmonika bis Asiatische Grippe

Der Göttinger Wirtschafts- und Sozialhistoriker Prof. Dr. Hartmut Berghoff gibt uns Einblicke...
Read More