Die digitale Welt ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken: Nach dem Aufwachen folgt oft zuerst der Blick aufs Smartphone: Einmal die Nachrichten im Messenger gecheckt, gucken was es so Neues bei Social Media gibt und die aktuellen News gescannt. Später dann E-Mails, Onlinevorlesungen oder Zoommeetings, schnell noch eine Voicemessage an die Verwandten in Portugal und abends eine Serie auf Netflix oder eine Doku aus einer der zahlreichen Online-Mediatheken streamen. Wir benutzen Apps, um einzukaufen oder Notizen zu machen, um die Autos vom Carsharing zu buchen oder das Wetter von morgen vorherzusehen.
Wir handeln, kommunizieren und navigieren mit digitalen Technologien und sind gleichzeitig den ganzen Tag von zunehmender Digitalisierung umgeben, die wir oft gar nicht mehr wahrnehmen und die für uns schon zur Normalität gehört. Viele Prozesse haben sich im Hintergrund verselbstständigt und können in der Komplexität der Algorithmen nur noch von Fachleuten wirklich verstanden werden. Wissenschaftliche und technische Fortschritte beschleunigen den anhaltenden Digitalisierungsschub immer stärker. Eine zusätzliche Dynamik haben die Herausforderungen der Covid19-Pandemie ausgelöst. Gleichzeitig helfen neuartige Technologien dabei, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, die vorher nicht vorstellbar waren.
Aber was sind die Schattenseiten dieser umfangreichen Digitalisierung? Wie ist es beispielsweise möglich, für Chancengleichheit zu sorgen und Digitalisierung für alle zugänglich zu machen? Was ist mit den Menschen, die keinen Zugriff auf eine stabile Internetverbindung haben oder sich kein Smartphone leisten können? Welchen Einfluss hat die digitale Kommunikation auf unsere Psyche? Wie verändert sie unser soziales Miteinander? Werden wir bald alle durch Künstliche Intelligenz ersetzt? Und was macht es mit unserem Konsumverhalten und vor allem auch unserem ökologischen Fußabdruck, wenn wir zum Beispiel alle zwei Jahre ein neues Handy brauchen, dafür natürliche Ressourcen zu Neige gehen und unser Stromverbrauch drastisch ansteigt?
Diese und viele weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen interdisziplinären Nachhaltigkeitskonferenz „nachhaltig digital – digital nachhaltig“, zu der die Universität Göttingen zusammen mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler e.V. (VDW) und der Stiftung Adam von Trott einlädt. Die virtuelle Tagung findet am 4. und 5. Dezember 2020 auf Zoom statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist ab sofort möglich.
Thematisiert werden die aktuellen Entdeckungen und neu entstehenden Potenziale in Wissenschaft und Technologie für eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Mobilität, Energie, Landwirtschaft, Forst, Künstliche Intelligenz und den Geisteswissenschaften. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf gesellschaftlichen Prozessen, die durch die Digitalisierung ganz wesentlich verändert werden. Die Themen reichen hier von der Veränderung der Arbeitswelt, Demokratisierungsprozessen und dem massiven wirtschaftlichen Strukturwandel bis hin zum neuen Digital Education Action Plan der EU und Gamification.
Ziel der Konferenz ist es, Einblicke in die dynamischen und rasanten Entwicklungen der Digitalisierung zu geben und gleichzeitig zu einer vom Gedanken der Nachhaltigkeit ausgehenden Debatte einzuladen.
Die Reihe „Wissenschaft für Frieden und Nachhaltigkeit“, in deren Rahmen seit 2012 jährlich die Nachhaltigkeitskonferenz stattfindet, ist eine Kooperationsveranstaltung mit der Stiftung Adam von Trott, Imshausen e.V. Adam von Trott zu Solz (1909–1944) war ein Göttinger Alumnus und Widerstandskämpfer. In Erinnerung an ihn fördern Universität und Stiftung aus Mitteln des Bundes verschiedene Projekte in Forschung und Lehre sowie öffentliche Formate zu den Themen Widerstand und Verantwortung, Demokratie und Frieden, Europa und Internationalität. Ausgehend vom Leben, Wirken und Denken Adam von Trotts sollen diese unterschiedlichen Veranstaltungsformate zu einer kritischen Auseinandersetzung mit historischen Themen und aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten beitragen.
Mehr Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden sich auf www.uni-goettingen.de/nachhaltigkeitskonferenz