Die Erstaufführung der Oper Rodelinde von Georg Friedrich Händel in Göttingen jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal. Sie gilt als Ursprung der Göttinger Händel-Festspiele und als Ausgangspunkt der sogenannten Händel-Renaissance. Zu verdanken war diese Wiederentdeckung vor allem dem Göttinger Kunsthistoriker und Musikwissenschaftler Oskar Hagen.
Zum Zeitvertreib während einer längeren Krankheit hatte Hagen sich mit Partituren Händels beschäftigt. Zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Cellisten führte er zunächst im Rahmen der bei Göttinger Professoren beliebten Hausmusik Händels Opern im kleinen Kreis auf. Dann entschloss er sich, Rodelinde auf die Bühne und damit vor eine größere Öffentlichkeit zu bringen.
Die Aufführungen der Rodelinde 1920 und der Opern Ottone und Theophanu, Julius Cäsar, Xerxes, Ezio und Radamisto in den folgenden sechs Jahren gaben den entscheidenden Impuls für die weltweite Wiederentdeckung von Händels Opern, die rund 200 Jahre lang vergessen gewesen waren. Bei den ersten Aufführungen agierten Universitätskollegen und Studierende als Laiendarsteller, die musikalische Begleitung übernahm die Akademische Orchestervereinigung unter Hagens Leitung.
Sonderausstellung online
Zum Jubiläum zeigt das Städtische Museum Göttingen noch bis 11. Oktober 2020 die Sonderausstellung „Händel_Göttingen_1920“. Mit Exponaten wie Original-Plakaten oder Schellack-Platten widmet sich die Ausstellung den Akteurinnen und Akteuren sowie Institutionen, die am Entstehen beteiligt waren. Weil auch das Museum wegen der Corona-Pandemie seine Türen schließen musste, wurde die Sonderausstellung Anfang April digital wiedereröffnet: Der erste Teil der multimedialen Online-Version widmet sich der Zeit und den stadtgeschichtlichen Hintergründen, die zur Entstehung der Göttinger Händel-Renaissance und damit den Händel-Festspielen führten.
Händel Göttingen 1920