Nachhaltige internationale Landwirtschaft: Albert Nsengumuremyi stammt aus Ruanda und studiert seit 2019 im Masterstudiengang „Sustainable International Agriculture (SIA)“ der Universitäten Göttingen und Kassel. Hier erzählt der 31-Jährige anhand seiner Lebensgeschichte, warum damit für ihn ein Traum wahrgeworden ist:
Ich habe 1994 Krieg und Völkermord in Ruanda überlebt und bin mit meiner Familie nach Kenia geflohen. Dort ging ich leidenschaftlich gern zur Schule, musste aber ein Jahr pausieren, weil uns das Schulgeld fehlte. Später erhielt ich ein Stipendium der Great Lakes & Faraja-Organisationen, die bedürftigen Kindern in Nairobi halfen.
Danach wollte ich als Erster in meiner Familie studieren. Ich bat in meiner Großfamilie um Unterstützung und konnte mich schließlich an der Kenya Methodist University für einen Bachelorstudiengang in Landwirtschaft einschreiben. Ich wählte dieses Fach, weil ich es für notwendig hielt, die Lebensmittelversorgung und -verteilung in armen Regionen zu verbessern.
An der Universität lernte ich als Mitglied der Fußballmannschaft viel über Teamarbeit und -führung und zog viel Energie daraus, gesteckte Ziele auch zu erreichen. 2013 wurde ich für ein Jahr zum Präsidenten der Studentenvereinigung der Kenya Methodist University gewählt. Wir haben über 15.000 Studierende mit Veranstaltungen unterstützt. Die Universitätsleitung zeichnete uns für unser Engagement aus. Unser Fußballtrainer und der Studiendekan empfahlen mich anschließend für ein Stipendium der Kenya Methodist University Developmental Association. Nach meinem Studienabschluss arbeitete ich zwei Jahre lang an der Universität im Studierendenmarketing. Die Arbeitserfahrungen ließen mich weiter wachsen und brachten mich dazu, mehr Wissen und Expertise im Ausland zu suchen – mit Erfolg.
Seit langem ist es mein Wunsch, zur Entwicklung zuverlässiger nachhaltiger Modelle und Politik in der Landwirtschaft beizutragen. Unser Ziel sollte sein, eine sichere Ernährung zu gewährleisten und gleichzeitig die Nahrungsmittelressourcen gerecht zu verteilen. Also eine Gesellschaft, die die Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen erfüllt. Ein Masterstudium in nachhaltiger internationaler Landwirtschaft ist dafür genau das richtige Programm.
In SIA habe ich zum ersten Mal Zugang zu den weltbesten Forschungszentren auf diesem Gebiet. In einem multikulturellen Umfeld werden wir von international erfahrenen Professoren der Universität Göttingen angeleitet. Was ich hier lerne, hilft nicht nur mir, sondern der ganzen Welt. Und es bietet mir die Möglichkeit, in eine landwirtschaftliche Forschungskarriere einzusteigen – vielleicht kann ich sogar meine Forschungsthemen in einem Doktorandenprogramm weiterführen?
Studiengang
Der gemeinsame Masterstudiengang „Sustainable International Agriculture (SIA)“ der Universitäten Kassel und Göttingen richtet sich an Studierende, die einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft weltweit leisten wollen. Vermittelt werden die Zusammenhänge landwirtschaftlicher Ökosysteme im globalen Kontext, aktuelle natur- und wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse sowie soziale und methodische Kompetenzen, damit die Studierenden die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im internationalen Kontext der Agrarwirtschaft und der ökologischen Landwirtschaft anwenden und an einer ressourceneffizienten globalen Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion mitwirken können. In dem englischsprachigen Studiengang mit derzeit 215 Studierenden stehen drei Schwerpunkte zur Auswahl: International Agribusiness and Rural Development Economics, International Organic Agriculture und Tropical Agriculture and Agroecosystems Sciences.
www.uni-goettingen.de/sia